PC101 Passiv-aggressives Verhalten und wie wir darauf reagieren können

Manchmal macht es Spaß, ein wenig passiv-aggressiv zu sein. Oft ist das aber auch eine sehr kraftzehrende, wenig hilfreiche und immer wieder auch ganz destruktive Verhaltensweise. Wir untersuchen unsere Lieblingsvarianten passiv-aggressiven Verhaltens und sprechen über hilfreiche Reaktionsweisen.

Shownotes:

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5 Gedanken zu „PC101 Passiv-aggressives Verhalten und wie wir darauf reagieren können“

  1. Vielen Dank für diese wirklich interessante und außerdem sehr unterhaltsame – weil lebensnahe – Folge. Ich musste ziemlich bald grinsen, weil ich gerade ein-zwei Stunden vor dem Hören des Podcasts eine Bilderbuch-Supermarktkassen-Situation hatte, die perfekt hierher passt… 😉

    Ich hatte gerade meine zwei Teile auf das Kassenband in einem kleinen Supermarkt gelegt – die Kundin vor mir bezahlte gerade -, als von der Seite ein Mann (deutlich größer und kräftiger als ich) heranrauschte, sich vorne neben meinem Knie eine Plastiktüte unter dem Kassenband herausgriff, und sich dann wortlos körperlich unangenehm nah schräg vor/neben mich stellte, offensichtlich in der Annahme, auf diese nötigende Art und Weise erwirken zu können, seine Tüte vor mir zu bezahlen. Das empfand ich als provozierend passiv-aggressiv – eine erwachsene Art seinerseits wäre es nach meinem Empfinden gewesen, wenn er sich entweder einfach hinter mir angestellt hätte (zumutbar, bei meinem „Rieseneinkauf“ von zwei Teilen) oder aber kurz gefragt hätte, ob er eben kurz vor mir seine Tüte bezahlen könnte. Stattdessen rückte er mir schweigend unangemessen auf die Pelle – aber eben gerade noch so weit seitlich, dass er nicht des „Tatbestandes des Vordrängelns“ überführbar gewesen wäre. Er blieb sozusagen unter der Nachweisbarkeitsschwelle. Hätte er sich direkt vor mich gestellt und sichtlich vorgedrängelt, hätte ich ganz sicher direkt verbal darauf reagiert.

    So aber war meine Reaktion dann aber ähnlich passiv-aggressiv (oder?) – ich sah es nicht ein, mich nötigen zu lassen. Ich lasse gern Menschen vor, oft auch ungefragt, aber so dann nicht… Ich habe seine Körpersprache und unangemessene Nähe einfach ignoriert und bezahlt – als hätte ich kein peripheres Sehvermögen. Dabei „wusste ich, dass er wusste, dass ich wusste, dass wir beide wussten“, dass ich ihn sehe und demonstrativ ignoriere – aber das wäre mir wiederum nicht nachweisbar gewesen – also auch unter der Nachweisbarkeitsgrenze – das scheint wirklich ein wichtiger Faktor bei passiv-aggressivem Verhalten zu sein.

    Für meinen Teil hatte mein Verhalten tatsächlih einen Genuss-Aspekt (Genuss, es ihm „heimzuzahlen“ – mag fragwürdig sein, war aber nun mal so – wir sind ja alle nur Menschen), einen pädagogischen Aspekt (wenngleich das offene Ansprechen sicher pädagogisch wertvoller gewesen wäre, aber den Aufwand war mir die Situation nicht wert), und der dritte Aspekt war, dass ich auch einfach überrumpelt war.

    Ich habe dann auch noch mal überlegt, ob und wo ich im Alltag passiv-aggressives Verhalten benutze, und warum ich das tue. Ein peinliches Beispiel ist mir dazu eingefallen – mein Mann lässt gern leere Deo-, Duschgel- oder sonstige Verpackungen im Bad stehen – im Zweifel bis zum St. Nimmerleins-Tag. Da mir entsprechende Diskussionen mit ihm zu diesem Thema einfach unendlich lästig sind (weil i.d.R. fruchtlos), ertappe ich mich leider immer wieder bei offensichtlich passiv-aggressivem Verhalten. Da er die leere Verpackung wochenlang ignorieren kann (und sie in seiner Wahrnehmung zum Inventar wird, solange sie an der selben Stelle steht), mich das aber ärgert, räume ich sie dann häufig mehrfach im Bad an andere Stellen (bei denen ich denke, dass er sie dort nicht ignorieren kann – z.B. auf den Deckel der Wäschetonne, den er ja von Zeit zu Zeit hochheben muss). Dabei gehe ich aber auch so vorsichtig vor, versuche es jedenfalls, dass es hoffentlich seine Wirkung nicht verfehlt, es aber gerade nicht so offensichtlich demonstrativ aussieht, dass er mich „ertappen“ könnte. Das wäre mir dann auch nicht recht….

    Das klingt jetzt meinerseits so berechnend, ist mir aber so heute erst während der Sendung klar geworden. Ich habe mich jedenfalls köstlich über mich selbst amüsiert (ich muss immer wieder über mich selbst grinsen – wie kindisch man doch sein kann) und habe eine große Portion Selbsterkenntnis gewonnen. In Zukunft werde ich diese Duschgel-Packungs-Spielchen unterlassen und die Packung halt einfach wegräumen oder – wenn es gefühlt dringend nötig ist – ihn darauf ansprechen. Ansonsten diskutiere und kläre ich wichtige Konflikte und Fragen in unserer Beziehung, aber in diesem einen Punkt hatte ich einfach keine Lust mehr dazu.

    Danke für die Sendung! 🙂

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  2. Hallo,

    wie viel Zeit verbringt ihr am Tag mit dem Aktualisieren des Aufgabenstatus in irgendwelchen Anwendungen/Apps/… ?
    Ich habe dafür keine Zeit.
    Ich habe im Kopf, was ich wann machen muss und wie der aktuelle Stand ist.
    Müsste ich das bei jeder Änderung dokumentieren bzw. abgleichen, dann würde ein nicht unrelevanter Teil der Arbeitszeit dafür draufgehen.
    Bei Projekten, die ich gemeinsam mit Kollegen bearbeite, gibt es eine kurze schriftliche Rückmeldung, wenn ich eine Teilaufgabe weitergebracht habe. Damit stets alle auf dem aktuellen Stand sind.

    Und wer schreibt vor, wie ich Dokumente auf meiner Festplatte zu ordnen habe?
    Zumal das System mit den Jahresordnern nicht sinnvoll ist.
    Wenn, dann an gesetzlichen Regelungen zur Archivierungspflicht orientieren.
    Oder nach den Kategorien der Steuererklärung. Wobei das im Haushaltsbuch sinnvoller ist.
    Und sinnvolle Dateinamen vergeben. Einen Kontoauszug zu benennen, weil es beim Herunterladen automatisch so passiert, ist kontraproduktiv. ist sinnvoller. Ohne die Datei zu öffnen, weiß ich, was da drinnen steht.

    Man sollte sich erfahrungsgemäß auch erst Gedanken machen, wie man ein Ordnungssystem aufbaut, bevor man wild damit anfängt und dann nach einem halben Jahr neu sortiert und dann keiner mehr etwas findet.
    Das ist mir im dienstlichen Umfeld schon öfters aufgefallen und aufgestoßen…

    Viele Grüße

    Mario

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  3. Ganz simple Arten von passiv-aggressivem Verhalten sind Antworten, bei denen der Tonfall das Gegenteil verrät. Beispiel: Ich bitte jemanden um etwas und er antwortet „ja“ in einem Ton zwischen Langeweile und „Geh mir jetzt nicht auf den Keks mit so ’ner Scheiße!“ Alternativ oder in Kombination: Erstmal gar nichts tun.

    Loriot war ein grandioser Beobachter passiv-aggressiver Situationen, die beste Darstellung des oben beschriebenen Verhaltens ist wahrscheinlich der bevorstehende Opernbesuch. Aussage: Wir müssen jetzt los, sonst sind wir zu spät. Aktion auf beiden Seiten: Solange du noch trödelst, muss ich gar nichts tun.

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  4. Danke ihr 2 für den guten Psychcast , den ich heute in der Küche beim Aufräumen hörte !! ( Da freu ich mich immer auf das Aufräumen 😉 Ich mag total die Art, wie ihr miteinander redet und dass ihr so offen zueinander seit. Ich musste paar mal herzlich lachen!
    Was haltet ihr von den Bestseller Buch von Klaus Bernhardt „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden “ ?
    Ich finde es sehr interessant und überlege , die Techniken bei meinen Angst- Patienten anzuwenden.

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