PC063 Körper und Psyche im medizinischen Alltag oder: „Sex, drugs and crime“

Im 63. Psychcast sprechen wir über die besonderen Herausforderungen der Psychosomatik, namentlich über die Grenzziehung zwischen somatischer Diagnostik und Psychotherapie. Wir haben unsere TOP 10 der interessantesten Fragen hierzu besprochen…

Save the date: PsychCast Hörertreffen 30.11.2018; 19:00

7 Gedanken zu „PC063 Körper und Psyche im medizinischen Alltag oder: „Sex, drugs and crime““

  1. Sehr aufschlussreiche Sendung! Super! Vielen Dank! Hätte Pfarrer Kneipp seinerzeit auf seinen Arzt gehört, hätte er die Schwindsucht bestimmt nicht überlebt. Soviel zum Sportverbot der Ärzte.

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  2. Schön, dass Ihr Euch von technischen Schwierigkeiten nicht abschrecken lasst und gut, dass Ihr Euch auf ein so wichtiges Thema eingelassen habt, dass genau besehen über Gesundheitsversorgungssystem (iatrogen bedingt) und aufgrund fehlender Einsicht in die Dynamik insbesondere bei Pat. mit somatoformen Störungen (SOM) die vorhandene Chronifizierungsneigung der Pat. i.S. des sog. Doctor shoppings noch verstärkt.
    Wenn Ihr gestattet, möchte ich noch folgende Aspekte ergänzen oder verstärken:
    – Alexithymie: die Diskussion, ob die fehlende Symbolisierungsfähigkeit der SOM genotypisch oder phänotypisch sei, ist m.E. nie ganz entschieden worden.
    Klar ist m.E., dass solche Pat. initial für ihre anfänglich diffus erlebten Spannungszustände als Säuglinge keine markierte Affektspiegelung erhalten haben, die es ihnen ermöglicht hätte, die Spannungsdiffusität zu mentalisieren und hieraus eine Wortvorstellung entwickeln zu können. (Bion nennt das die Transformation der beta- in alpha-Elemente; Lorenzer die Einführungssituation von Sprache, usw.)
    – objektpsychologische Perspektiven gehen davon aus, dass bei SOM die innere Körperrepräsentanz sozusagen noch im Besitz der mütterlichen sei (McDougall – ein Körper für zwei; by the way, dies konnte ich selbst mit der Grid-Technik nachweisen, bei aller Skepsis, die ich schon bei @Jan antizipatorisch ahne 😉 )
    – Unterscheidung Affektäquivalenz und Affektkorrelat als wichtigen Indikator. Nicht-SOM können einen akut aufgetretenen Durchfall oder Harndrang mit der Angst vor Prüfungen etc. assoziieren (Korrelat), SOM fällt dies ausgesprochen schwer (Äquivalenz). Die müssen die Zuordnung manchmal noch lernen, häufig genug am Modell des Therapeuten („Also wenn ich das jetzt so höre, was Sie mir da sagen, ich vermute, dass ich an Ihrer Stelle ….. wäre“)
    – anders zuhören: Wenn SOM manchmal ausgiebig über ihre Vorbehandlungen, Krankheitssymptome usw. berichten, fühlen sich viele Diagnostiker/Psychotherapeuten/Psychosomatiker genervt, weil sie anscheinend nicht über „wesentliche“ Dinge sprechen. Doch, das tun diese, nur eben verklausuliert. Sie sprechen an Hand ihrer Schilderung über ihre Beziehungserfahrungen und wie sehr sie vielleicht manchmal nur auf den inneren Dialog mit ihrem Körper und den Symptomen angewiesen sind, weil die Beziehungserfahrungen repetitiv enttäuschend waren und sind. Wenn man das im Kopf hat, offenbart sich über den vielleicht langatmigen Bericht über die Beschwerden das ganze innere Bild des Pat. Übrigens Frau Guthrie, die sehr über somatoforme Störungen in London geforscht hat berichtet, dass ihr Erstgespräch mit diesen Pat. u.U. mehrere Stunden dauerte, in denen sie sich haarklein alle Behandlungen, Beschwerden bis ins Detail schildern ließ. Ihre RCT-Studie mit psychodynamischem Hintergrund war übrigens außerordentlich erfolgreich.
    – S. Freud: „neuer Wein in alten Schläuchen“ oder das körpereigene Modell: bei Reizdarmpat. findet man z.B. sehr häufig das Phänomen, dass diese (z.B. nach einem Aufenthalt in fremden Ländern) an einem bakteriellen Infekt mit massivem Durchfall litten, der persistierte und sich hierauf aufsetzend ein Reizdarmsyndrom entwickelte möglicherweise auch in dem von Euch schon zitierten Sinne der Organminderwertigkeit.

    Ihr seht, wie sehr Ihr anregt, sich an Eurem Podcasts zu beteiligen.
    Macht weiter so!!

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  3. Hallo,
    ich höre euren Podcast schon lang und immer wieder gerne. Danke für eure Arbeit!
    Der von euch gehassliebte „Psychcast-Song“ hat sich in meinem Kopf inzwischen ganz wunderbar festgesetzt. Besonders diese Stelle: „With Alex an Jan, two doctors as your horse“… – zwei Ärzte wie mein Pferd, hmm. Interessanter Vergleich, regt zum Nachdenken an…
    Wie heißt es denn richtig?

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      • Ich hab da mal LEO bemüht.
        Wie wärs mit „two doctors – as you hoarse“ („zwei Ärzte – heiser wie du“)?
        Oder „two doctors as you, hoar’s“ („zwei Ärzte wie du, ehrwürdig isses“)?

        Genug des Blödsinns – danke für die Antwort, lieber Gastgeber 😉

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  4. Aus „In der Vorgeschichte wurde eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Aktuell erfüllt die Pat. aber nur 3 von 5 für die Diagnose notwendigen Kriterien ([…]) für die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Diese erscheinen uns behandlungsrelevant, aber für die Diagnose nicht ausreichend.“ wurde später über diesen Befund geschrieben „Die zuvor in unserer Ambulanz gestellten Diagnosen einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ […] konnten wir bestätigen.“
    Aus 5 positiven Diagnostiken von Psychologen, spezialisiert auf Legasthenie, wurde in der Psychiatrie, nach anschauen einiger Schriftstücke, dass sich die Patientin sich nur einbilden würde und es nicht hätte und so auch behandelt wurde incl. dass ihr verboten wurde, noch einmal das Problem der Legasthenie anzusprechen.
    Die schlimmsten Diagnostiker, die mir in meinem Leben begegnet sind, waren Psychiater in einer universitären Einrichtung. Da arbeiten sogar Hellseher präziser.
    Psychiater und Psychologen sind wichtig. Aber im Bereich Diagnostik sollte man eher dem Spruch vom Glückskeks glauben als das Ergebnis vom Psychiater….

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