PC087 Let´s Play

Machen Spiele süchtig? Oder machen Sie Spaß? Können sie ein gutes Buch ersetzen oder sind sie verlorene Zeit? Und natürlich sprechen wir am Schluß auch kurz darüber, welche Spiele wir gerade spielen…

Diese Folge wird unterstützt von Blinkist. Schau mal vorbei auf www.blinkist.de/psychcast und erhalte 25 % Rabatt auf das Jahresabo. Du kannst das Jahresabo kostenlos ausprobieren und Dir selbst ein Bild von den Vorteilen von Blinkist machen.

7 Gedanken zu „PC087 Let´s Play“

  1. eigentlich steht doch die werbung im einführungstext, genügt das nicht in etwa? mich stört die lange unterbrechung im gesprächsverlauf sehr

    und – nochmals „eigentlich“: auch bei mir entsteht sehr schnell ein sog bei etwas, das meine sinne und mein denken anspricht, das artet rasch in einen reißenden strom aus, wenn ich nicht mich davon losreiße. und nun das „eigentlich“: diese intensive teilnahme, ist sie nicht bei einem menschen sehr wünschenswert?
    und ich finde alex ´ vorsicht und empfindung „die schöne zeit“ sehr sympathisch. denn nach eines schweren tages arbeit ist es ja auch sehr gut, einfach wirklich nichts zu tun, herumzuträumen oder frische luft zu atmen
    herzliche grüße
    monika

    Antworten
  2. Danke für eure Folge über Computer(spiel)sucht. Ich würde behaupten, dass ich früher als Jugendliche selbst davon betroffen war. Ich war immer schon ein sehr introvertierter Mensch, Außenseiter. Ich war unglücklich in der Schule, weil ich mich oft einsam fühlte und Zuhause gab es Konflikte. Mit 16/17 Jahren zog ich mich aufgrund dessen immer mehr in die virtuellen Welten zurück und spielte so Spiele wie Diablo 2, Neverwinter Nights, Guildwars und auch das bekannt berüchtigte WOW.
    Dort hatte ich schlußendlich Freunde! Dort freute man sich, wenn ich online kam. ich hatte meinen Platz in der Gilde und wir hatten gemeinsam im Spiel, per Teamspeak und im Forum jede Menge Spaß. Das weckte bei mir den Ehrgeiz auch gut sein zu wollen. Also spielte ich immer mehr. Schließlich erschien mir die reale Welt als unrealistisch und mein wirkliches Leben spielte sich gefühlt online ab. Ich spielte Nachts, schwänzte oft die Schule und schlief dann einfach nachmittags. Das ging über mehrere Monate/Jahre. Lehrer prognostizierten mir, dass so selten wie ich in der Schule bin, ich das Abitur nie schaffen werde.
    Es fiel mir sehr schwer wieder davon ab zu lassen, da es in der realen Welt für mich nichts Schönes mehr gab. Nur Ärger, Qual, Stress und Schmerzen. Ich lechzte jede freie Minute nach der online Welt.
    Den Aspekt mit dem Avatar ausdrucken fand ich sehr interessant. Im Grunde habe ich damals dann so etwas ähnliches gemacht. Erst habe ich meine Lieblingsspielfigur gezeichnet. Dann habe ich mir schließlich ausgemalt, mich selbst in die Richtung weiter zu entwickeln. Also so eine Art Leveln im realen Leben zu betreiben. Ich ging auf meine ersten Larps und spielte dort verschiedene Spielfiguren. Schlußendlich musste ich die Spiele löschen, um davon los zu kommen. Das schmerzte sehr, aber als es aufs Abi zu ging, ging es nicht mehr anders. Ich wollte mir nicht die ganze Zukunft damit versauen. Aber es war wirklich hart, auch wenn es lächerlich klingt. Ich fühlte mich dann jahrelang wie ein trockener Alkoholiker und habe mich nicht mehr getraut ein Spiel auf meinem PC zu installieren. Stattdessen habe ich Lets Plays geschaut und dabei z.B. fürs Aufgaben fürs Studium gelernt. So hatte ich trotzdem noch Einblick in diese Welt, ohne meine komplette Zeit dafür aufzuopfern. Ich schaute am liebsten Lets Plays über Spiele, die eine Geschichte erzählten, ähnlich wie ein Film. Nur durch die Spielelemente langsamer. U.a. viel von Gronkh. 😉
    Irgendwann wagte ich es doch wieder ein Spiel zu installieren. Die positiven Gefühle von früher stiegen wieder auf. Ich muss dabei aber unglaublich aufpassen, nicht zu versumpfen. Während dem Studium spielte ich idR. nur während der Weihnachtsferien oder Semesterferien und deinstallierte das Spiel dann wieder. Clans, Gilden etc. verbiete ich mir, weil der Sog für mich sonst unwiderstehlich wird und das möchte ich nicht mehr. Aber hin und wieder spiele ich mittlerweile 1-3 Stündchen. Aber nur phasenweise, nicht konsistent. Und immer nur die Spiele von damals in ihren aktuellen Versionen. Also Guildwars 2, WOW, Diablo 3, Warcraft, Starcraft… Eine Phase dauert 2-4 Wochen, bis ich wieder genug habe und danach deinstalliert ich idR. das Spiel dann wieder und spiele die nächsten Monate wieder gar nichts. SO viel dazu von mir. 😀

    Antworten
  3. Ich bin Jahrgang 1962, weiblich und nicht gerade der klassische Computernutzer meines Alters. Während meines Informatik-Studiums habe ich nächtelang gespielt: die Klassiker Packman, Castle Wolfenstein und ein frühes 3-D-Shooter Weltraumspiel, Mahjong (das Brettspiel, nicht das Solitaire)… Eigentlich hätte ich Programmieren lernen sollen, war aber nicht sonderlich motiviert. In einem Unix-Seminar, wo wir uns mit dem Betriebssystem beschäftigen sollten, habe ich dann einen weiteren Klassiker kennengelernt: Rogue, das namensgebend für ein ganzes Spielegenre wurde. Meine Kenntnisse in Unix blieben daraufhin eher rudimentär.

    Heute ginge so etwas wohl nicht mehr, aber in den 80ern hat man einfach ein paar Semester drangehängt (wobei Hauptgründe eher mangelnde Vorkenntnisse und Geld verdienen müssen waren, aber wenn man sich nicht mit einer Sache beschäftigt, lernt man natürlich auch nix).

    Aber: die Spiele haben mir auch gezeigt, was man Schönes mit dem Computer machen kann, wenn man gut genug ist und letztendlich habe ich mein Studium gut abgeschlossen und arbeite auch heute noch im IT-Bereich.

    Für ein privates Projekt interessieren mich aktuell Spiele aus Entwicklersicht (einfache Klassiker, die motivieren können, Programmieren zu lernen) und dafür sehe ich mir auch fertige Spiele an. Vor kurzem habe ich eine richtig gute Rogue-Umsetzung auf Android entdeckt: Pixel-Dungeon / Shattered Pixel-Dungeon. Und es hat mich wieder erwischt, Alter schützt vor Torheit nicht. Vor ein paar Tagen habe ich bis spät in die Nacht gespielt und musste dann auch noch feststellen, dass ich nicht sofort einschlafen konnte. Am nächsten Morgen habe ich dann prompt so richtig verschlafen. Mit Bedauern werde ich das Ganze also jetzt doch mal wieder reduzieren müssen.

    Spiele haben definitiv Suchtpotential, wenn sie gut gemacht sind, wobei mich die Logik mehr interessiert, als eine schöne Grafik. Für mich ist es ein „das muss doch zu schaffen sein“, was es mich immer wieder versuchen lässt. Zeitverschwendung? Sicher, aber das ist Fernsehen, Stricken oder Romane lesen auch und ein bisschen Spaß braucht der Mensch. Solange ich noch Kontakt zu anderen Menschen habe und meine Pflichten nicht vernachlässige, finde ich das auch nicht schlimm. Irgendwann legt sich das Verlangen wieder, so wie bisher jedes Mal – wobei ich gar nicht weiß, woher das dann so plötzlich kommt. Vermutlich habe ich auf einmal ganz einfach wieder andere Interessen und damit kann ich gut leben.

    Antworten
  4. Ich bin ein grosser Fan von Computerspielen und Spielen allgemein. Vorallem interessieren mich die Regelwerke, bzw. Spielmechaniken oder das Entdecken einer Welt oder Story. Dadurch bin ich aber auch so gut wie gar nicht anfällig dafür, süchtig nach einem Spiel zu werden (mich interessieren weder Online-Multiplayerspiele, noch mag ich meine Zeit mit dem Sammeln von Objekten zu verschwenden). Viele Computerspiele zocke ich einfach so lange, bis ich die Hauptstory durchgespielt habe oder mich anfange zu langweilen, danach wird es weggelgegt und teilweise spiele ich dann wochen- oder gar monatelang kein Spiel mehr – bis ich halt wieder etwas finde, was mein Interesse weckt.

    Hin und wieder halte ich mir auch bewusst ein paar Tage frei, um ein Spiel durchzuspielen, aber dass wird je älter ich werde immer seltener. Ausserdem halte ich es meist auch nicht lange aus, nur Medienprodukte zu konsumieren (neben Spielen gilt das auch für Filme, Serien, Bücher etc.) sondern muss mich selbst kreativ ausleben. Mein grösstes Hobby ist dann auch selber Spiele zu kreieren (sowohl Computer- wie auch Brettspiele) – ich habe vor 2 Jahren ein Game-Design-Studium abgeschlossen und mir extra eine Teilzeitstelle gesucht, um nebenbei eigene Projekte zu verfolgen.

    Meine Erfahrungen zur Computerspielsucht? Ich habe viele Kollegen und Freunde, die ebenfalls gerne Spiele zocken. Bei den allermeisten hält sich die Zeit, mit der sie sich mit Spielen beschäftigen, auch in einem gesunden Rahmen. Bei ein paar wenigen, nimmt das Spielen sehr viel Zeit in Anspruch und einige haben in ihrer Kindheit die meiste Zeit vor dem PC verbracht. Allerdings kenne ich persönlich niemanden, bei dem das Spielen deshalb im Sozial- oder Berufsleben Probleme verursacht hat oder zu einem Leiden geführt hat. Vermutlich spielt da aber auch mit ein, dass man eben Freunde mit einem gleichen Interesse hat und man sich deshalb nicht isoliert und sich in der physischen Welt treffen kann.

    Das heisst jetzt aber nicht, dass ich nicht glauben würde, dass es Fälle von Spielsucht geben würde. Gerade in den letzten Jahren hat es einige besorgniserregende Entwicklungen in der Spielebranche gegeben. Immer mehr Spiele nutzen Glücksspielmechaniken, die Spieler dazu bringen sollen, Geld für (meist) sinnlose virtuelle Objekte auszugeben und auch gerade Mobilegames werden immer mehr darauf optimiert, dass die Spieler viel Zeit mit dem Spiel verbringen sollen. Denn je mehr Zeit die Spieler mit einem Spiel verbringen, desto mehr Werbung kann angezeitg werden, oder desto eher sind sie motiviert Geld auszugeben. Aber das ist ja ein allgemeiner Trend. Auch Streaming- und Videoplattformen haben ein grosses Interesse daran, Nutzer dazu zu bringen, möglichst viel Zeit auf ihrer Plattform zu verbringen. Was diese Entwicklung in der Spielebranche natürlich nicht entschuldigen soll. Eigentlich müsste es gegen diese Entwicklungen einen viel stärkeren Widerstand geben – gerade von den Spielern selbst.

    Aber neben diesen „schwarzen Schafen“ gibt es auch so viele tolle und kreative Spiele. Gerade die Indieszene ist voll von kreativen Leuten, die viel Zeit in die Entwicklung von wundervollen Spielen stecken. Niemand macht das, um damit reich zu werden, sondern aus Passion. Weil sie selbst tolle Spiele gespielt haben und von diesen geprägt wurden. Da finde ich es schade, dass in den Medien meist nur von den schwarzen Schafen die Rede ist, aber nicht von den vielen, vielen Spielern und Spielentwicklern, für die Spiele das Leben bereichnern und ein Grund sind, Gleichgesinnte zu suchen, um miteinander Zeit zu verbringen und selbst kreativ zu werden (man denke nur an die ganzen Fanarts, Cosplayern und Youtubern).

    Ich wollte eigentlich gar nicht so viel schreiben, aber das zeigt denke ich nur, wie viel mir dieses Thema bedeutet. ‚^^

    LG Andres

    Antworten
  5. https://www.alieward.com/ologies/ludology

    Liebe Psychcasts,
    Link zu einer podcastfolge (eng), die mE spannende Aspekte zum Thema Spiele beiträgt, hört mal rein, wenn ihr Zeit habt.
    Manches in Eurer aktuellen Sendung klingt für mich arg kulturpessimistisch. „Spielen ist nicht das echte Leben“ etc.
    Vor 200 Jahren galt dieser Vorwurf Romanen, insbesondere Frauen würden davon abgehalten, sich ihren familiären Pflichten zu widmen, etc (die Rolle des bösen Mediums, das seine Nutzer verdummt, ging später wahlweise auf Fernsehen oder Comics über)
    Jetzt sind Bücher ok, der Aspekt, über Lesen aus der eigenen Realität in eine andere einzutauchen, ist beim Lesen explizit positiv besetzt.
    Warum ist das bei Games anders? Ich erwarte für mich den gleichen Effekt, eine Aufgabe oder Geschichte, die mich fesselt, nicht mehr, nicht weniger.
    Was let‘s play angeht: wo ist der Unterschied zwischen anderen Menschen beim Computerspielen und ihnen beim Schach- ( Darts, Billard, Fußball-)spielen zuzusehen?
    (Jg 63, Naturwissenschaftlerin, erwachsene Kinder)
    LG, Eva

    Antworten
  6. Ich bin auch schon etwas älter und Kollegin. Ich spiele auch gerne online und Konsolen-Spiele, ab und zu und in Maßen. Nur ganz ganz früher, als Prince of Persia rauskam, habe ich auch mal bis tief in die Nacht gespielt, statt zu lernen.

    Es ärgert mich, gerade von Kollegen, wenn sie Computerspiele mit Sucht gleichsetzen. Es wirkt diskriminierend. Jüngere Menschen können vielleicht öfter nachvollziehen, dass man auch einen gesunden Umgang mit dem Computer/-spielen haben kann.
    Fernsehen ist ein sehr guter Vergleich. Es sind oft gerade die Menschen, die täglich mehrere Stunden passiv Fernsehen, die ihren Kindern Computerspielsucht vorwerfen.
    Es war wieder einmal ein sehr interessanter, kurzweiliger Podcast. Ich bin dankbar, dass die Kontroversen mal so deutlich benannt wurden. Und auch danke für die Spieletipps !

    Antworten
  7. Ich bin auch schon älter, also wenig mit Computerspielen sozialisiert- was aber nichts ausschließt, sondern vielmehr eine bewusste Entscheidung ist. Ich denke nicht, dass Computerspiele „wertvolle“ Freizeitgestaltung darstellt. Zum einen, weil der Körper nicht involviert bzw. „gefordert“ wird und das Argument der „Entspannung“ mir nicht glaubhaft erscheint. Auch Fernsehen ist keine Entspannung. Es fördert -meiner Meinung nach- höchstens eine Form von Derealisierung. Es gibt Möglichkeiten der Entspannung wie z.B. einfach auf dem Sofa liegen und die Gedanken kommen und gehen lassen, also ein wenig Tagträumen, wenn man zu müde ist, um noch ein Buch zu lesen. Gerade das fällt aber vielen Menschen so unendlich schwer. Reale Spiele finde ich wesentlich produktiver wie z.B. Geschicklichkeitsspiele (einen Turm mit realen Bauklötzen nach Vorgabe in einer bestimmten Zeit nachbauen….usw.) oder auch einfache Brettspiele…es gibt viele Möglichkeiten der Entspannung, die auch Spaß machen, wenn man sich real überfordert fühlt. Die Raum-Zeit-Dimension finde ich extrem wichtig, damit der Körper nicht abbaut und noch mehr regrediert. Für mich sind Computerspiele tatsächlich ein wenig Realitätsflucht, was langfristig nicht förderlich sein kann.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar