Im 53. PsychCast sprechen wir ganz praktisch über Fragen der Identität und der Veränderung des eigenen Selbst durch Gewohnheiten. Jan hat dazu eine spannende These. Wir überlegen, wie schwer es ist, viele Eigenschaften und Rollen unter einen Hut zu bekommen und wie schlimm Identitätsverlust eigentlich für Menschen ist. Identität hängt nämlich eng mit dem Selbstwert zusammen.
In der kommenden Folge soll es dann um Zwangsstörungen gehen – das ist ein Vorschlag unserer Hörerin Nelia. Wir bedanken uns beim PsychCast-Freundeskreis für die Unterstützung mit Geld-Zahlungen und bestätigen, dass es im kommenden Jahr 2018 ein Hörertreffen geben wird.
Über das Buch „Fifty Shrinks“ von Sebastian Zimmermann
Ärzteblatt-Artikel über Misophonie
Das große Buch der Eigenschaften klingt lustig. 😀 Ist das wie bei den Bewerbungsbüchern, wo man sich Stärken und Schwächen für das Vorstellungsgespräch aussuchen kann?
Richtig diese 3 Säulen sind super wichtig! und doch kann Mensch mit nur einer halben oder keiner gut Leben, da darf man wachsen und lernen sich dem Leben ganz hinzugeben. Zu Krankheit führt es, wenn ich mich gegen die Situation ohne Säulen wehre.
Moin! Inwieweit kann man euren Begriff der „Identitäten“ von „Ressourcen“ oder „Rollen“ abgrenzen? Ich hatte beim Hören zwischenzeitlich den Eindruck, eure „Identitäten“ sind eigentlich so etwas wie die verschiedenen „Rollen“, die eine Person einnimmt (und erfüllen muss, was auch eine Belastung darstellen kann: ein guter Vater sein vs. Als guter Arbeitnehmer Überstunden machen), denen ihr die Funktion von Ressourcen zuschreibt (also Faktoren, die helfen, psychischen Belastungen besser zu begegnen). Wenn ich das richtig verstanden habe, können aber Ressourcen auch Charaktereigenschaften oder Fähigkeiten sein (z.B. Ehrgeiz, Introspektionsfähigkeit, etc.) und als solche ebenso Teil der Identität sein wie die verschiedenen Rollen. Daher die Frage: Wie sind eurer Meinung nach die verschiedenen Begriffe am besten abzugrenzen bzw. miteinander in Beziehung zu setzen?
Puh, 37 Minuten hörte ich kopfschüttelnd zu und fragte mich nach dem Zweck, Begriffe wie Gewohnheit, Selbst, Rolle und Identität so durchzumischen. In diesem „Brei“ wurden die Chancen, die in ihrer Unterscheidbarkeit liegen, leider nicht deutlich. Kurz vor Schluss habt ihr das zwar gemerkt, leider war dann Schluss. Schade eigentlich.
ich denke, was ich in meinem selbst bejahen kann, ist für mich auch ein teil meiner identität. in den mitmenschlichen begegnungen und unterschiedlichen situationen ist ja mal diese und mal jene rolle des reichen menschlich-seelischen biotops gefragt und das verhalten und die handlungen, die mir oft abverlangt werden, werden leicht gewohnheit. trotzdem kann ich auch aus allen kategorien und zuschreibungen herausspringen und etwas tun, was ich bisher nie tat, zum beispiel eine melodie erfinden, und mich in der musikalischen identität sonnen.
wenn ich soviel verantwortung wie Du, jan, hätte und mal im gespräch mit patienten in eine ganz andere welt mit hineinfühlen müßte, dann wieder viel organisatorisches bewältigen und das eigene lebensmilö noch ausfüllen – dann würde ich wohl auch die tudu-listen als hilfreich empfinden, um jeweils den faden wieder aufnehmen zu können. das ist vielleicht überhaupt nicht zwanghaft, sondern ein intelligenter ausgleichsmechanismus zum sonstigen „freien fall im raum“
Ich höre Euch sehr gern zu, weil Ihr irgendwie ganz „normale“ Ärzte seid, also nicht die „Übermenschen-Ärzte“, sondern einfach Menschen, die über etwas nachdenken. Zur Identität stimme ich überein: Machen macht Identität (Sportler), ganz klar…und viele selbstgemachte Identitäten stabilisieren/kompensieren das Selbst. Aber der Grundstein dafür, glaube ich, liegt im Urvertrauen (das sichere Angenommenworden-Sein als existentielle Grund-Erfahrung, „Ich bin gewollt“), was fähig macht, sich selbst zu definieren. Das Urvertrauen ist die Voraussetzung für Selbstvertrauen, wodurch man die sichere Basis zum Ausprobieren (Machen) bekommt. Ich bin kein Psychologe, daher weiß ich nicht genau, ob ich die richtigen Begriffe verwende…Krank werden oft Menschen an der falsche Identität, „falsches Selbst“ (von aussen aufgezwungen, missbräuchlichen I.). Sie haben nicht Autonomie erlangt und erfahren ihr Leben als Spießrutenlauf (wissen nicht, was wirklich zu ihnen passt, suchen es anderen recht zu machen…können nicht sagen: nein, will ich nicht…). Ich denke, dass hier besonders die Gefahr besteht, krankt zu werden, wenn das Außen als Spiegel wegbricht. Andere suchen sich dann halt wieder eine neue Identität, sie sind flexibel.
Danke für den neuen Podcast! Ich gehe auch davon aus, dass wir verschiedene Identitäten haben, definiere das als Teilsaspekte eines Selbst. Eine Rolle kann eine Identität sein, muss aber nicht.
Meine Überlegungen beziehen sich jedoch mehr auf den Aspekt des Handelns. Was ist wenn der Sportler aufgrund einer Verletzung für längere Zeit pausieren muss? Wäre er dann der Definition nach noch Sportler? Oder kann ich nicht auch eine sexuelle Identität haben ohne diese leben zu müssen, etwa weil ich lieber Single und ohne Partner bin? Oder ich kann ja auch eine anerzogene Identität haben, die ich gar nicht lebe, weil ich den Klischees nicht entspreche, aber dennoch meine Identität als Frau/Mann oder sogar evtl. über eine nationale, kontinentale Verortung definiere.
Ich denke, das ist eine ganz heikle (und gleichzeitig superspannende) Frage, da wir in einer Zeit leben, in der wir uns wirklich wie in einem Supermarkt Identitäten zu- und wieder ablegen können. Das ist eine tolle Freiheit aber birgt doch auch die Gefahr keinen Halt im Ich zu finden und sich stattdessen in der Auswahl zu verlieren. Wie kann man dem vorbeugen und dennoch diese Freiheit bewahren?
Danke für diesen Podcast, immer wieder nett zu hören, beim Hundespaziergang 🙂
Habe mich diesmal gefragt, was für euch der Unterschied zwischen Identität und Identifikation ist. Für mich passten eure Beispiele alle zum Begriff Indentifikation oder auch Rolle und Rang. Die Identität ist für mich das darunterliegende Potential. Ich werde nicht Läufer, weil ich 2 Jahre lang jogge, sondern weil in mir ein Bedürfnis bzw. Potential liegt dies zu tun. Ich finde das Beispiel Joggen ganz gut, da ich es sein ein paar Monaten selber regelmäßig betreibe und früher beim Anblick eines jeden Joggers irgendwie eine innere Reaktion/Resonanz hatte, die mir sagte, dass sollte ich auch mal tun….bei anderen Dingen denke ich das beispielweise nicht, Skatebordfahrer z.B. Ich habe es dann erstmal vermieden und mir gesagt erst wenn ich den ersten glücklich aussehende Jogger sehe fange ich an oder sagte so vor mich hihn, na, wenn der mal früher losgegangen wäre, bräuchte er jetzt nicht so zu rennen 🙂 interessante Vermeidungsstartegie…
Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen, mir den Podcast in ganzer Länge anzuhören, aber: Wenn ihr noch mal eine Sendung mit PsychCast-Jingle beginnt, verpflichtet ihr euch selbst, eine Folge über (grausame) Ohrwürmer aufzunehmen.
Ich habe mich auch sehr über diese Folge gefreut und schließe mich Dysnomia an, was die Ohrwürmer angeht.
Speziell diesen gewissen: Er widerlegt effektiv das Gerücht, dass Ohrwürmer verschwinden, wenn man sie zu Ende singt / summt / denkt und damit die Schnipsel vervollständigt, und wird stattdessen noch hartnäckiger. ;D
Hallo Psychcaster,
also dass es hilfreich bei der Genesung ist, sich seiner verschiedenen Rollen od. Ressourcen bewusst zu werden, ist doch die Basis der Systemischen Therapie, oder? Da geht es genau darum, sich seine Persönlichkeitsanteile anzugucken und zu gucken, ob die sich nicht gegenseitig helfen können – und damit dem Patienten im Ganzen.
Danke für euren tollen Podcast. Habe ihn kürzlich entdeckt und schon einige spannende Folgen gehört!
„Wenn man immer mit Frauen zusammen war und glücklich mit einer Frau verheiratet ist, dann lebt man heterosexuell“, sagt ihr sinngemäß in dieser Folge zum Thema sexuelle Identität.
Da war ich echt verdutzt und musste mal lachen.
Das Gesagte stimmt wohl, wenn „man“ wirklich männlich ist. Auf mich trifft die Beschreibung auch zu. Ich bin aber gerade nicht heterosexuell, weil weiblich. 🙂
Ich weiß, das ist nicht böse gemeint. Aber es ist ein schönes Beispiel dafür, dass vom Hörer eben doch oft als Mann gedacht wird.