PC031 Late Night Version: Grandios! Sind wir alle Narzissten?

Der PsychCast Nr. 31 ist eine Late Night Version unseres Podcasts, bei dem Education im Hintergrund steht und die (teilweise humorvoll-ironische) Aufarbeitung rund um das verzweifelte Thema „Trumpisierung der Welt“ im Vordergrund. Außerdem geht es um Selbstliebe, Selbstwert, Ferndiagnosen, Beziehungs-Tipps und andere Grandiositäten… Außerdem lernt Ihr eine einzige Frage kennen, mit der Ihr herausfindet, ob jemand narzisstisch ist.
Beschwerden bitte per Mail an uns, Dankesbriefe gerne weiterhin per Papierpost oder in die iTunes-Bewertungen. Danke und gute Unterhaltung!

9 Gedanken zu „PC031 Late Night Version: Grandios! Sind wir alle Narzissten?“

  1. Danke euch beiden!
    Bei dieser Folge musste ich ein paar mal schlucken und die Zähne zusammenbeißen. Was für ein tückisches Phänomen diese Mischung aus Selbstunsicherheit und Selbstüberschätzung. Die (voll gemein;-) als ‚funfacts‘ getarnten Insiderinfos aus dem Klinischen Alltag (falsches Selbst, …) haben bei mir leider voll ins Schwarze getroffen. Ich hoffe, ich komm da irgendwann nochmal raus aus diesem ‚Futterneid-Teufelskreis‘. Vielleicht war die heutige ziemlich schmerzhafte Selbsterkenntnis ja der erste Schritt 🙂

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  2. Ich finde gut, dass Ihr Euch angesichts der Umstände dieses Themas angenommen und darüber gesprochen habt. Was ich etwas zweischneidig fand: Obwohl Ihr einerseits gut erklärt, dass „Narzissmus“ viele Abstufungen hat und von „hilfreichen Anteilen“ bis zu „maligner Persönlichkeitsstörung“ reicht, benutzt Ihr dann zwischendurch doch wieder einfach das Wort „der Narzisst“ recht pauschal (z.B. „mein Chef ist Narzisst“). Ich finde diese Differenzierung, die Ihr ja auch vornehmt, wirklich wichtig – sich klarzumachen, dass es eine Persönlichkeitseigenschaft darstellt, aber auch typische Verhaltensweisen, die hiflreich sein können, bei „zu viel“ aber Probleme bereiten. Ich hatte vor kurzem einen Patienten, dessen Narzissmus vor allem dadurch auffiel, dass er permanent alles lobte und Komplimente machte – wobei ihm sicherlich nicht bewusst war, dass dieses Beurteilen und Bewerten auch etwas Selbsterhöhendes und Abwertendes hat. Zum Glück hielt es bis zum Schluss an und kippte nur mal ganz kurzzeitig in das andere Extrem der Kritik und Abwertung. Schwerer zu erkennen finde ich eher die „erfolglosen Narzissten“, wo es etwas dauern kann, bis man die Merkmale wahrnimmt und die Abwertung.
    Zum Thema „Persönlichkeitsstörung nicht behandeln in der Krise“: Dem würde ich nicht pauschal zustimmen. Oftmals ist eine Krise ja die einzige Chance, dass man überhaupt so ein Thema ansprechen darf und möglicherweise ein Bewusstsein beim Patienten erzeugen kann, dass hier ein Problem vorliegt. Versuchen würde ich es in den allermeisten Fällen, weil nur ein Angehen der Problematik ja weiteren Krisen und Dekompensationen vorbeugen kann. Sehr hilfreich finde ich für das Thema Persönlichkeitsstörungen allgemein das Buch „Das Persönlichkeitsporträt“ von Oldham/Morris. Ist schon etwas älter, aber enthält einen netten Test, sehr wertschätzende Beschreibungen der „Persönlichkeitsstile“ und ihre Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche (Beruf, Beziehung), Tipps zum Umgang und zu Veränderungsmöglichkeiten und anschauliche Patientenvignetten. Damit bekommt man oft gut einen Fuß in die Tür, das Thema Persönlichkeit anzusprechen. Leider lautet die offizielle Diagnose ja „Persönlichkeitsstörung“, was m.E. sehr stigmatisierend ist – „Ihre Persönlichkeit ist gestört“. Wenn hierfür in der ICD-11 ein passenderes Begriff gefunden würde, könnte ich persönlich die Diagnose leichter stellen.
    Viele Grüße
    Daniel

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    • Vielen Dank für Deine 3 letzten Kommentare, die wir – wie alle Einsendungen – gründlich gelesen haben. Deine Kritikpunkte, die Du anführst sind mir sowohl bzgl. des FA f. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie als auch bzgl. Narzissmus sehr nachvollziehbar. Ich habe auch direkt in diesen Punkten die größten Schwächen der jeweiligen Folge gesehen. Größtenteils kommt dieses „unausgewogene“ Bild zustande, weil wir uns vorher kein Skript schreiben, was wir zum Thema XY alles sagen wollen. Bereits nach Ende der Aufzeichnung denken wir an viele Aspekte, die man auch noch hätte bringen können und sollen. Natürlich sind eigentlich alle und gerade Psych-Themen beliebig komplex. Deshalb haben wir uns entschieden, und von unserem Gespräch leiten zu lassen und zu gucken, was dabei herauskommt – wie ein Experiment. Nicht vorsätzlich falsch, aber vereinfacht. Nicht stigmatisierend, aber auch manchmal polarisierend. Oder salopp… frei nach Schnauze. Gleiches Thema, anderer Zeitpunkt und wir hätten ganz sicher einen ganz anderen Tenor der Sendung gehabt, vielleicht ernster. Oder wir hätten uns inhaltlich-sachlich an einem ganz anderen Punkt abgearbeitet, der so einfach „fehlte“. Meine Schilderungen aus der Akutpsychosomatik haben sich ergeben, da Jan glaube ich vorher von der akutmedizinischen Seite der Psychiatrie sprach. Ich glaube wir weisen im Text oder an Ende der Sendung noch darauf hin, dass die Bandbreite dessen, wie psychosomatisch gearbeitet werden kann, unheimlich groß ist. Bzgl. der Therapie einer Persönlichkeitsstörung in der Krise stimme ich Dir voll und ganz zu – dass wir den Aspekt nicht weiter ausgeführt haben hat mit der LIVE-Situation zu tun und damit, dass wir uns nicht oder nur wenig vorbereiten. Wir wollen viel lieber einen Dialog – und in diesem Sinne sind Deine Kommentare klasse, denn sie ergänzen unsere Blickrichtung der Momentaufnahme während des Podcasts! Vielen Dank und falls Du Lust hast, nehmen wir auch sehr gerne beim nächsten Mal einen Audio-Kommentar entgegen und spielen diesen in der Folge. Viele Grüße, Alexander für den PsychCast

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  3. Ein PsychCast über WEIBLICHEN Narzissmus wäre SEHR gefragt, da dieser – im Gegensatz zum männlichen Narizssmus – viel schwerer zu entdecken ist (besser kaschiert), und proportional dazu immens zerstörerisch! Zudem würde es zusätzlich das gängige
    Vorurteil ausräumen, dass nur Frauen unter Männern leiden – was KEINESWEGS ausschließlich der Fall ist! Und Männer, die unter Narzisstinnen leiden, so gut wie keine Ansprechstelle haben! Allerbesten Dank, Eva
    Danke für das Thema hier überhaupt!!

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  4. Schade, das Thema war für meine Begriffe eindimensional. Im Grunde fast nur, wie ein narzisstischer Mensch nach außen wirkt, weniger wie er sich fühlt (schwankender Selbstwert, Versagensängste, Scham, Bindungsangst, innere Leere, Einsamkeit…) Noch trauriger das Sie sich drüber lustig machen und Witze reißen über eine psychische Störung. Es ist doch klar, dass das Grandiose ein Kompensationsmechanismus ist. Amüsieren Sie sich auch über zwanghaftes Ordnen oder paranoide Ideen, oder haben Sie da mehr Mitgefühl? Langsam traue ich mich nicht mehr in Therapie. Wenn ich dann verwerflicherweise grandiose Ideen von mir gebe, wer weiß ob mein Therapeut sich dann hinter meinem Rücken schlapp lacht.

    Als Fachmenschen sollten Sie wissen, dass es auch den verletzlichen Typus gibt (sacht angedeutet in der Mitte des Podcasts, dann jedoch gleich wieder abgewürgt als: der will in Wahrheit auch nur hören, wie toll er ist). Das ist nur EINE Seite. Die andere Seite kann wirklich gekränkt und verletzt sein.

    Trotz der Kritik wirkt die Idee des Podcasts gut, fände es schön, wenn der Narzissmus auch aus Sicht der Betroffenen und in vielleicht mehr mitfühlenderweise dargestellt würde.

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  5. Ich kenne einen Menschen, der einfach den Partner nicht verlässt, obwohl da seit vielen Jahrzehnten Dinge passieren und die Kinder die ganze Zeit leiden unter dem Narzissten. Und keiner spricht es an, weil man mit dem Narzissten nicht sprechen kann, der hat Null Empathie und stellt sich überall als Opfer da, droht mit sich erhängen und das wirklich über viele Jahrzehnte. Früher dachte ich, der wäre Alkoholiker oder Depressiv, aber beides passt nicht wirklich und vor allem nicht über diese ganzen Jahrzehnte.
    Was ich nicht verstehe: dieser eine Narzisst macht seine Familie immer runter, aber verlässt sie selbst auch nicht. Wieso? Weiß er in Wirklichkeit, dass er nie wieder eine Frau/Familie findet, die ihn das alles machen lässt?
    Woran liegt das, dass der nicht-narzisstische Partner dann nicht geht, obwohl alle erwachsenen Kinder in langer Psychotherapie sind und mit ihrem Leben nicht klarkommen und das eigene Leiden auch immer weiter geht und die Gesundheit zugrunge geht?
    Ist der Rat, dass man den Kontakt zu krankhaften Narzissten minimieren sollte, vielleicht doch richtig? Nicht nur um sich selbst zu schützen, sondern auch um dem Narzissten die Chance zu geben wirklich zu sehen, was er alles anrichtet. Solang das Leiden im Haus ist und der Narzisst nach Außen allen Leuten erzählen kann: „Seht her, ich bin ewig verheiratet, habe hübsche Kinder, alles mein Verdienst!“ wird er es selbst nie kapieren, was er den anderen antut.

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